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SchwaByyjee über die Kunst des Coachings und No Limit Gaming
01.09.2021 16:00 TheHotz

No Limit Gaming-Coach SchwaByyjee spricht im Interview über seine Arbeit bei No Limit Gaming, wie er Coach geworden ist und vieles mehr.

Seit September 2019 ist der inzwischen 24-jährige Coach Joscha “SchwaByyjee” Ziegler bei No Limit Gaming aktiv. Von Fast-Absteiger-Rostern bis zur Meistermannschaft hat er inzwischen alles erlebt. Im Interview spricht er darüber wie er Coach geworden ist und die Unterschiede zwischen den verschiedenen NLG-Lineups der vergangenen Jahre.

1HP: Was sind deine Aufgaben als Coach bei No Limit Gaming?

SchwaByyjee: Ich bin vor allem für die strategische Seite zuständig, kümmere mich um die Vorbereitung des Trainings, mache aber auch Nachanaylsen. Sprich, ich arbeite unsere Matches nach, schaue, wo tendenziell noch Schwächen bei uns sind und versuche die dann beim Training auszubessern. Wenn wenig Zeit ist auch in Videoform für die Spieler zum anschauen. Das sind so die Hauptpunkte, bei denen ich Christoph “red” Hinrichs unterstütze. Ansonsten helfe ich Chris noch sein Calling zu verbessern und gebe ihm Feedback. Außerdem helfe ich jedem Spieler auch noch individuell weiter, wenn es zum Beispiel Probleme auf einem Spot gibt, dann versorge ich sie mit Tipps und neuen Ideen, wie sie ihre Setups optimieren können und bestimmte Situationen besser ausspielen können.
Gleichzeitig bin ich als Coach auch ein bisschen Manager und kümmere mich um die Praccs und das Schedule neben unserem Manager Lukas.

1HP: Du sagst du hilfst beim Calling. Heißt das du bringst dich aktiv ins Spielgeschehen ein?

SchwaByyjee: Nein, das ist bei uns gar nicht nötig, da wir bereits eine sehr vokale Gruppe sind und jeder immer gut am Reden und Kommunizieren ist. Außerdem hat Chris das Ganze eigentlich immer gut unter Kontrolle und ich unterstütze ihn lediglich hin und wieder mit einem Call oder Idee. Ich lenke also eher passiv, schaue dass wir unser Spiel gut balancen und weise auf potentielle Reaktionen/Calls der Gegner hin. Oder ich sorge auch mal dafür, dass wir ein Timeout nehmen, damit wir nicht in die falsche Richtung driften.
Aber das Calling selber übernimmt Chris, der noch guten Input meist von Sebastian “xenn” Hoch und Patrick “pdy” Merken bekommt.

1HP: Du hast bereits einige Roster bei NLG gecoached. Wie unterscheidet sich das aktuelle Roster von den anderen?

SchwaByyjee: Das Besondere am aktuellen Team ist, dass wir damals ein schon fertiges Lineup übernommen haben. Da hat man direkt gemerkt, dass die Jungs bereits seit einem halben Jahr gemeinsam spielen. Die Synergien in dem Team sind perfekt, auch wenn es logischerweise hier und da mal kleinere Reibereien gibt. Aber das Lineup ist so solide, dass es eigentlich durch nichts aus der Bahn geworfen werden kann. Mit so einer Basis kann man sehr gut arbeiten und gerade als Coach kannst du dann direkt auf einem höheren Level starten. xenn und red hatten damals auch schon sehr gute Arbeit geleistet, wodurch das Team auf einem guten strategischen Level war, als es zu uns gekommen ist.

Das war auch der große Unterschied zu den anderen Lineups, die immer Neuaufbauten waren. Das hat es immer sehr schwierig gemacht, da das Lineup meist erst ein bis zwei Wochen vor Beginn der Season feststand. Da konnte man teilweise nur eine Woche lang gemeinsam trainieren, bevor es in die ersten Pflichtspiele ging. Das lief mal gut und mal nicht so gut, aber ein wirklich solides Team konnte man in der kurzen Zeit eigentlich nie aufbauen. Wir hatten dann auch meist viel Terminstress und konnten wenig an uns selbst arbeiten.

Da haben wir aktuell einfach ein sehr gesundes Lineup, wo ich mir nicht vorstellen kann, dass es in naher Zukunft freiwillig auseinandergehen würde. Dass ein Spieler ein Angebot bekommt, das er nicht ausschlagen kann und rausgekauft wird, ist aktuell eigentlich so unsere einzige Sorge.

Ein weiterer Unterschied ist, dass das aktuelle Team ein deutschsprachiges Lineup ist, während die vorherigen Teams meistens international waren. Außerdem hatten wir in der Vergangenheit immer so ein bisschen das Problem gehabt keinen erfahrenen Ansager zu haben. Da haben wir aktuell mit Christoph “red” Hinrichs einfach jemanden, der ganz oben mit dabei ist. Das ist einfach sehr viel wert.

1HP: Wie war die Umstellung für dich von einem Fast-Absteiger-Roster zu einem Titelverteidiger-Roster zu wechseln?

SchwaByyjee: Ich kann ja mal die Lineups so ein bisschen durchgehen. Nach meinem ersten Lineup bei NLG um Robin ‘Scrunk’ Röpke hatten wir uns für leckr, cello, ecfN, shadow und ADR1AN entschieden. Da lief es zu Beginn richtig gut und wir hätten es auch fast in die ESEA Advanced Playoffs geschafft. Wir hatten ein sehr gutes Feeling, auch wenn wir auch da das Problem hatten, nur eine Woche Vorbereitungszeit zu haben. ADR1AN ist dann leider auch in der Vorbereitung krank geworden, was natürlich hinderlich war und die gesamte Season beeinflusst hat.

Dann hatten wir leider einige sehr knappe Niederlagen in der Overtime. In Counter-Strike ist es wie ich finde leider oft so, dass wenn der Start nicht gut ist und man keine guten Grundlagen bei einem Team vor der Season erarbeiten konnte, dann kann es sehr leicht zerfallen. Gerade bei einem internationalen Lineup ist das manchmal noch schwieriger, obwohl die Teamchemie eigentlich sehr gut war bei uns. Die Kommunikation im Spiel, als auch außerhalb, hat sehr gut geklappt. Aber wenn man es dann nicht schafft konstant erfolgreich zu bleiben, dann fangen solche Roster einfach an nach einer gewissen Anzahl an unglücklichen und knappen Niederlagen zu zerbrechen, da man den eigenen Erwartungen nicht gerecht wird.

pdy: Wir wussten sofort, dass wir kyuubii haben wollen
Interview vom 6. Juni

Das war in den bisherigen Lineups meistens das Problem und da war es als Coach immer schwer gegen diese Entwicklung zu steuern. Man muss sich das so vorstellen: Wir hatten pro Woche sechs bis sieben Officials, das heißt wir haben sechs Tage lang durchgehend gespielt und hatten praktisch keine Zeit zu trainieren. Da hat man als Coach dann natürlich wenige Stellschrauben, wo du Sachen fixen kannst, wenn du während der Saison Probleme bemerkst. Du spielst dann mit den gleichen Problemen, die unsere Gegner auch in ihren Analysen möglicherweise erkannt haben, mehrere Officials und das frustriert natürlich. Dann macht sich auch das harte Schedule schnell bemerkbar und man ist als Spieler ausgebrannt.

Das waren Situationen, in denen man keine richtigen Entscheidungen mehr treffen konnte und was ein großer Vorteil des aktuellen Rosters war und ist. Diese schwierige Anfangsphase war ja bereits überwunden, als wir die Jungs an Bord geholt haben. Wir haben jetzt verdammt gute Spieler individuell, die gleichzeitig auch in der Theorie fit sind. Das ist einfach ein sehr rundes und komplettes Lineup, was es als Coach natürlich viel leichter macht. Wir konnten direkt anfangen auf einer strategischen Ebene zu arbeiten, Probleme zu beheben und Ansätze zu verbessern.

Davon ist aktuell auch unser Lineup betroffen. Wir haben aktuell sehr viele Officials mit ESEA, 99Liga, ESLM, UPS und auch das eine oder andere HLTV-Event. Das ist einfach sehr hart und es ist praktisch unmöglich sich gleichzeitig weiterzuentwickeln. Aber da das Lineup eben schon in sich gefestigt ist kommen wir mit solchen Situationen gut klar und lassen uns nicht aus der Bahn werfen.

1HP: Was ist aktuell deine Lieblings-Map?

SchwaByyjee: Mir gefallen eigentlich die meisten Maps. Overpass ist strategisch sehr herausfordernd durch die Größe. Sie verlangt es Defaulting und Balancing sehr gut verstanden zu haben. Die Karte ist eine Challenge für jedes Team und das macht sie als Coach natürlich umso reizvoller.

Vertigo steht auch sehr weit oben, einfach weil wir sie direkt gespielt haben als sie rauskam und ich direkt gutes Gefühl auf der Map aufbauen konnte. Das war damals mit dem ScrunK-Lineup und wir waren gerade eine Woche zusammen, als wir ein LAN-Event hatten in Österreich bei der die Mapwahl zufällig stattfand. Ein paar Tage vorher kam Vertigo in den Pool und wir mussten entsprechend schnell die Map lernen. Ich verstehe, dass als Zuschauer die Karte abwechslungsreicher sein könnte und stimme auch zu, dass man die Map noch verbessern könnte und beispielsweise Mitte anspielen attraktiver machen könnte.

Die neue Map Ancient ist aus meiner Sicht auch eine gute Abwechslung und ist bereits auf einem guten Level. Allerdings verlangt die Map im Moment im Default schon viel Utility früh ‘zu verbraten’, um CT-Pushes zu verhindern, was einen Mid- und Lateround dann limitiert. Mapkontrolle spielt dafür aber eine sehr wichtige Rolle, ähnlich wie auf Mirage, was ich sehr schätze.

Auch wenn wir im aktuellen Team die Map eher selten spielen, würde ich Nuke noch nennen. Aus meiner Sicht auch eine sehr attraktive Challenge auf strategischer Ebene, auch wenn es immer etwas Zeit braucht sich richtig wohl zu fühlen auf der Map und defaulten zu verstehen. Aber dort versteckt sich erst der richtige Glanz und die Genialität der Map.

1HP: Arbeitest du selber auch mit dem Performance-Coach bei NLG?

SchwaByyjee: Teilweise ja, aber leider habe ich oft einen recht stressigen Alltag. Deswegen komme ich nicht wirklich dazu auch noch viel Sport nebenbei zu machen. Früher habe ich viel Sport getrieben, aber mittlerweile ist es sehr schwierig neben Esport und Studium noch mehr Zeit zu finden, wenn man auch private Kontakte nicht vernachlässigen möchte.

Allgemein hat unser Performance-Coach Simon bereits in den alten Teams viel guten Impact gehabt. Als wir noch Vollzeit gespielt haben war er ein sehr wichtiger Teil. Man muss sich das so vorstellen, dass man als Vollzeit-Team ja einen ganzen Tag irgendwie gestalten muss. Klar hat man den Hauptfokus auf Counter-Strike, aber man braucht auf jeden Fall auch einen guten Ausgleich. Das ist dann dieser klassische Ansatz: Wenn der Körper fit ist, dann kann auch der Geist besser arbeiten. Das gilt auf jeden Fall und da stimmt denke ich auch jeder Spieler zu, egal in welcher körperlichen Verfassung er selber ist.

Simon berät die Spieler und fast jeder hat inzwischen mit Workouts angefangen. Er hat auch Spielern geholfen, die vielleicht etwas übergewichtiger waren und es geschafft, dass sie sich fitter fühlen und mit Sport anfangen. Im aktuellen Roster ist es ein bisschen schwieriger, da wir ja nur teilweise Vollzeit spielen. Aber diejenigen, die bereits Vollzeit spielen nehmen dieses Angebot auch komplett wahr. Bei den Anderen ist es zeitlich einfach schwierig neben CS, Familie und Arbeit auch den sportlichen Aspekt anzugehen.

1HP: Plant ihr denn in nächster Zeit anzufangen komplett Vollzeit zu spielen?

SchwaByyjee: Aktuell haben wir ja einen Teil der Spieler, die bereits Vollzeit spielen und einen Teil, der noch arbeitet oder in die Schule geht. Ich sehe das gar nicht so negativ, dass wir noch nicht richtig Vollzeit spielen, um ehrlich zu sein. Wenn man zu früh Vollzeit geht, das war auch bei den vergangenen Lineups der Fall, macht man sich automatisch enorm viel Druck.

Ein aktuelles Beispiel sind die Unicorns of Love, die jetzt schlecht in die Saison gestartet sind. Man hört es dann auch hin und wieder in den Interviews, wo gesagt wird, dass man als Vollzeit-Team auf jeden Fall bestimmte Matches gewinnen muss. Dieser Druck macht die ganze Sache einfach enorm schwierig, das habe ich selbst bei vergangenen NLG-Lineups gesehen. Deswegen bin ich froh, dass wir im Moment noch nicht ganz an dem Punkt sind und es langsam mit dem Erfolg und mit Rücksichtnahme auf die anderweitigen Verpflichtungen – Schule oder Vater sein – dorthin entwickeln.

Dadurch sind wir in der Lage schon Vollzeit-Tage in der Woche zu haben, aber auch ruhigere Tage an denen wir erst abends starten.

1HP: Euer Start in die ESLM war eher ernüchternd. Woran liegt das, was könnt ihr für die nächsten Spieltage verbessern?

SchwaByyjee: Mehr erwartet haben wir uns natürlich. Gegen Entropy haben wir ein 2:0 erwartet, man muss aber sagen, dass sie auf Mirage nicht schlecht gespielt haben und wir stellenweise auch ein bisschen Pech hatten.

Ich denke aber diese Season wird sehr stacked und ich denke jedes Team kann den Anderen mal eine Map abnehmen und überraschen. Wir gehen damit bisher sehr professionell um und lassen uns nicht zu stark frustrieren, nehmen aber diese unliebsamen Niederlagen als Warnsignale wahr, bessere Lösungen zu erarbeiten und Schwächen zu beheben. Wir konzentrieren uns auf die Playoffs und dass wir uns dort umso stärker präsentieren.
Und ein bisschen Tradition müssen wir ja auch wahren, in der vergangenen Saison hatten wir zu Beginn auch ein paar Startschwierigkeiten und haben zum Beispiel mit 0:2 gegen die Sissi State Punks verloren. Damals haben wir uns aber sehr schnell gut gefangen und deshalb mache ich mir da auch keine großen Sorgen aktuell.

1HP: Ihr müsst diese Saison in der 99Liga auch gegen das alte aTTaX-Roster spielen. Könnt ihr dennoch den Titel verteidigen?

SchwaByyjee: Es wird auf jeden Fall nochmal deutlich schwieriger als vergangene Saison. Sie haben sich durch die Rückkehr von Stefan “stfN” Seier sich nochmal klar verstärkt und spielen gutes Counter-Strike. Ich denke das ist auf jeden Fall ein sehr gefährliches Lineup.

In der Vergangenheit hatten wir nicht die besten Ergebnisse gegen die Jungs, aber ich denke wir können sie auf jeden Fall schlagen. Wir können zwar nicht in das Match als Favorit reingehen und sagen wir werden auf jeden Fall die Liga gewinnen, aber uns auf dem Zettel haben sollte man immer. Die Playoffs sind bei uns ja ohnehin immer eine Sache für sich, wie die Unicorns jetzt bereits zwei Mal zu spüren bekommen haben. Da haben sie während der Saison 2:0 gegen uns gewonnen und im Finale hatten wir dann die Nase vorne.

1HP: Woran arbeitest du aktuell am meisten mit dem Team?

SchwaByyjee: Wir sind in den letzten Monaten auf sehr viele verschiedene Sachen eingegangen und natürlich hatten wir vergangene Saison kurz vor den Playoffs den Spielerwechsel. Mit Can “kyuubii” Kamber läuft es richtig gut, er ist ein herausragendes Talent, der schnell versteht und bereits jetzt ein gutes Decision-Making hat. Der Wechsel lief dementsprechend sehr gut und sauber, da mussten wir gar nicht so viele Dinge anpassen. Er hatte ein paar Maps, wo er noch nicht so viel Erfahrung gesammelt hatte und die wir uns entsprechend intensiv angeschaut haben.

Dann haben wir uns Ancient als neue Map erarbeitet und sind sie jetzt auch nach dem Urlaub wieder verstärkt angegangen. Das war ein großes Thema, da wir allgemein unseren Map-Pool weiter festigen möchten.

Ansonsten haben wir viel darauf geschaut, dass wir keine unnötigen Runden abgeben, unsere Anti-Ecos verbessern oder in Force-Buys bessere Ideen haben. Auch unsere Defaults sind wir nochmal angegangen und ich denke man sieht auch bereits, dass unser Aufbau jetzt ein bisschen langsamer und kontrollierter ist. Wir spielen auch in Überzahlsituationen ruhiger, statt wie früher recht schnell auf den Spot zu gehen. Das sind so die Hauptpunkte, die wir in letzter Zeit angegangen sind.

1HP: Wie ist dein Nickname “SchwaByyjee” entstanden?

SchwaByyjee: Das ist eigentlich recht simpel. Ich wohne, seit ich zwei oder drei Jahre alt bin, in Baden und bin in Schwaben geboren, meine Familie kommt auch zum größten Teil aus Schwaben. In der Schule bin ich entsprechend mit meinem schwäbischen Dialekt aufgefallen. Dadurch hat sich der Spitzname ‘Schwoab’ entwickelt und den habe ich dann auch als Nicknamen online verwendet. Es kommt also einfach nur von „Schwabe“ und die Anhängsel stammen noch aus Call of Duty 4-Zeiten, die waren da eine Zeitlang in.

1HP: Wie bist du Coach geworden?

SchwaByyjee: Das ist eine lange Geschichte. Ich habe mit so 14 oder 15 Jahren erst so wirklich angefangen zu spielen und auch allgemein mit Esport angefangen. Davor habe ich viel Fußball gespielt und fand Teamsportarten genial. Damals bin ich dann umgezogen und habe keinen passenden Fußballverein gefunden. Ein Spiel von dem Verein bei mir um die Ecke habe ich mal zugeschaut, aber es gab direkt zwei rote und fünf gelbe Karten, und dort konnte ich mich beim besten Willen nicht sehen.

Da hat es sich dann einfach so entwickelt, dass ich mehr Zeit am PC verbracht habe und da ich schon im Fußball sehr kompetitiv und wettkampfbegeistert war, hat sich das am PC auch schnell in Richtung Esport entwickelt. Zu Beginn war das vor allem viel Call of Duty was ich gespielt habe, später habe ich dann kurz nach dem Abitur angefangen Counter-Strike zu spielen, also vor so vier Jahren ungefähr. Ich habe eine oder zwei Seasons gespielt und direkt mit circa 1000 Stunden die Relegation zur zweiten 99Liga-Division gespielt. Das war mit dem ersten eSport Rhein-Neckar, damals noch TSV Oftersheim-Lineup.

Damals habe ich aber auch direkt gemerkt, dass ich individuell einfach nicht ganz oben mitspielen kann, parallel zum Studium und aufgrund meines späten Einstiegs in CS. Da kam dann recht schnell die Entwicklung, dass ich so in Richtung Manager und Coach gegangen bin. Ich habe mich dann vor allem international langsam hochgearbeitet und die Theorie des Spiels intensiv studiert. Dabei habe ich nach versteckten Talenten Ausschau gehalten und Teams aktiv geformt, mit denen man weiter aufsteigen konnte und hart gearbeitet, um weiterzukommen und Teamprobleme zu lösen. Dabei haben sich meine Wege zum Beispiel mit Fritz „slaxz-“ Dietrich gekreuzt, der heute bei Sprout ist.

Ich bekam dann das Angebot von Michal „leckr“ Kadlíček in der tschechischen Szene bei Brute zu arbeiten. Bis heute verstehe ich mich sehr gut mit jedem der Spieler von damals und es hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht. Ich konnte ihnen helfen ihre Probleme zu fixen und leckr wieder Selbstvertrauen in sein Calling zu geben, was in dem Gewinn der tschechischen COOL Liga endete, die ist mit der 99Liga vergleichbar. leckr wurde dann aber von eSuba gepickt und zeitgleich bekam ich ein Angebot von Dimitris „MITSARAS“ Filoxenidis, bei No Limit Gaming einzusteigen. Er war auf mich aufmerksam geworden und hat mich dann zurück in die deutsche Szene geholt.

1HP: Woran erkennst du, ob du als Coach erfolgreich bist oder nicht?

SchwaByyjee: Das ist eine gute Frage, gerade was Counter-Strike angeht. Es ist meist nicht wie im Fußball, dass der Trainer der Chef ist, sondern du das Team mehr unterstützt und berätst, als lenkst. Das heißt du passt dich meist dem Team an und fängst dann erst mit der Zeit an mehr und mehr Einfluss zu haben.

Als Coach ist es ein sehr wichtiger Punkt wie viel Vertrauen die Spieler in dich haben und wo du auch merkst wie erfolgreich du bist, sei es auf taktischer oder menschlicher Ebene.

Man merkt es aber natürlich auch daran, dass das Team am Ende Matches gewinnt, das ist aber nicht immer der wichtigste Punkt. Zum Beispiel am Anfang eines neuen Lineups gewinnt man hauptsächlich auf individueller Ebene, bevor man als Coach so richtig viel Arbeit leisten konnte und das strategische Konzept zu Beginn vielleicht noch gar nicht greift.

Bei uns hatte ich zuletzt ein kleines Erfolgserlebnis, da wir uns inzwischen immer wohler fühlen Defaults zu spielen. Das ist etwas, das ich mehr ins Team gebracht habe. In der Vergangenheit haben wir in manchen Situationen deutlich schneller und teils auch überhastet gespielt. Das ist auf jeden Fall etwas woran du deinen Erfolg als Coach feststellen kannst, wenn dein Team dir vertraut, du dein strategischen Konzepte und Ideen einfließen lassen kannst und sie deinem Team zu mehr Selbstvertrauen und Erfolg führen.

1HP: Was würdest du Leuten empfehlen, die künftig selber Coach werden wollen?

SchwaByyjee: Zu Beginn sollte man sich vor allem auf die eigenen Stärken konzentrieren, da es ja verschiedene Richtungen gibt, die man als Coach einschlagen kann. Es gibt zum Beispiel den mentalen Coach, der auch während eines Matches sehr viel Impact haben kann indem er die Spieler hyped und das Team auch nach ein paar verlorenen Runden zurückholen kann.

Das ist denke ich die Ebene auf der man als Coach am schnellsten Erfolg haben kann und einem die Spieler sehr schnell akzeptieren und vertrauen. Wenn man darin gut ist, kann man da auf jeden Fall anfangen, sollte aber auch auf das Feedback der Spieler achten und schauen was man verbessern kann. Parallel sollte man auch an den anderen Baustellen und Bereichen arbeiten, in denen man schwächer ist. Nicht jeder Coach muss aber in der Theorie der Beste sein und das Training vorbereiten, es gibt schließlich verschiedene Wege sich einzubringen.

Ganz wichtig ist auf jeden Fall, dass man menschliches Gespür hat, um Situationen lösen zu können und damit Spieler bei Problemen auch auf einen zugehen können. Man sollte außerdem in der Lage sein, Lösungen zu erarbeiten und umzusetzen.

Ansonsten muss man selbstverständlich kritikfähig sein und Feedback gut annehmen können, gleichzeitig aber selber konstruktive Kritik geben können. Was ebenfalls wichtig ist, dass man als Coach sich selbst vertraut und hinter dem steht was man macht. Sonst merken es zum Beispiel die Spieler, wenn man unsicher ist und man ja eigentlich den Eindruck vermitteln, dass man weiß, was man tut und hinter den Spielern steht.

Ich war selber Quereinsteiger und habe vor allem was den theoretischen Teil anging viele YouTube-Videos zu allen möglichen Themen von verschiedenen Profi-Spielern angeschaut. Alles was ich irgendwie aufsaugen konnte, um ein gutes Spielverständnis zu entwickeln, habe ich mitgenommen. Das heißt man muss zu Beginn auch nicht unbedingt hunderte Demos am Tag schauen.

1HP: Du bist nicht nur Coach. Was machst du, wenn du gerade nicht NLG-Coach SchwaByyjee bist?

SchwaByyjee: Ich studiere Elektrotechnik mit dem Schwerpunkt Erneuerbare Energien. Das ist schon immer ein Thema gewesen, das mich interessiert hat und eine Richtung, in die ich auch beruflich schon immer gehen wollte. Da kam dann der Esport mit der Zeit immer mehr dazu und hat jetzt neben dem Studium einen großen Raum eingenommen.

Der Klimawandel ist natürlich eines der großen gesellschaftlichen Themen und für mich auch ein wichtiges Thema, bei dem ich auch meine Beitrag leisten will ihm entgegenzuwirken. Komplexe Systeme zu analysieren, verstehen und dann zu optimieren mittels einfacher Logik ist etwas, was mir sowohl in der Elektrotechnik Spaß macht, als auch der strategische Part von CS mit sich bringt.

Aktuell ist das ein kleiner Spagat den ich mache und wo ich mich noch nicht entschieden habe, ob ich jetzt in die eine oder in die andere Richtung erstmal weitergehe. Diese Season schreibe ich zudem meine Bachelor Thesis, wodurch ich leider mich etwas einschränken muss im Team. Dafür haben wir mit Nikita ‘Kita’ Kholodov einen Assistant Coach gefunden, der mich für die Zeit entlasten wird und im Moment die nötigen Skills bei uns lernt.
Ansonsten treibe ich meiner Freizeit gerne Sport, fahre viel Rad und habe zur Entspannung im Sommer schwimmen für mich entdeckt, praktischerweise mit einem Baggersee direkt um die Ecke. Außerdem möchte ich natürlich auch ein bisschen das Studentenleben genießen und abends fortgehen und mich mit Freunden treffen.

Foto: No Limit Gaming

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