In einem spannenden Best-of-Five-Finale hat Babos Gaming die ESL Swiss National Championship gewonnen.
Es gibt einen neuen Schweizer Meister: Am Samstagabend hat es Lausanne-Sport Esports nicht geschafft, den Titel in der ESL Swiss National Championship zu verteidigen, sondern musste sich nach fünf Maps im Finale gegen Babos Gaming geschlagen geben. Bereits in der Frühlingssaison waren die beiden Teams im Finale, doch damals konnte sich das Team des Schweizer Fußballclub Lausanne-Sport mit einem deutlichen 3:1 durchsetzen.
Babos Gaming kann sich mit dem Sieg der ESL Swiss National Championship endlich mit einem Titel belohnen, nachdem man im Jahr 2022 immer wieder kurz vor dem Ziel gescheitert ist. Nicht nur das Finale der Frühlingssaison verlor man nämlich, auch in der Swisscom Hero League Spring 2022 scheiterte man im Finale, allerdings an SHAPE Sports. In der SHL Herbstsaison verpasste man die Playoffs.
Finale geht über die volle Distanz
Das Finale der Herbstsaison der ESL Swiss National Championship war das wohl seit Langem spannendste Finale einer Schweizer Meisterschaft. Die beiden Kontrahenten schenkten einander nichts während des insgesamt fünf Stunden andauernden Finale. Zum Auftakt lief es für Babos Gaming richtig gut und man konnte auf Inferno, dem Map-Pick von Lausanne erst mit 9:6 in Führung gehen und dann auf der T-Seite die Map mit 16:8 gewinnen. Anschließend auf Mirage setzte man die starke Performance fort und lag nach einer guten T-Hälfte mit 10:5 vorne. Nach dem Seitenwechsel konnte sich Lausanne zwar teilweise wieder ran kämpfen, musste sich aber letztlich mit 12:16 geschlagen geben.
Mit einer 2:0-Führung nach Maps stand Lausanne somit schon frühzeitig mit dem Rücken zur Wand. Auf Dust2 konnte man dann endlich mal selbst einen dominanten Start hinlegen und mit 8:0 in Führung gehen. Die Babos verkürzten zwar noch auf 5:10 zur Pause, waren aber erstmals nicht in Führung nach dem Seitenwechsel. Einfach wurde es dann aber nicht für Lausanne, da man Probleme hatte die Angriffe abzuwehren als Verteidiger. Babos Gaming kämpfte sich bis auf 14:14 ran, doch dann in der Schlussphase verhinderte Lausanne das frühe Ende des Finale und gewann Dust2 mit 16:14.
Als vierte Map war dann Vertigo an der Reihe und hier konnte Lausanne erstmals einen klaren Sieg einfahren. Zur Pause lag man mit 9:6 vorne und anschließend auf der T-Seite kämpfte man sich langsam aber sich in Richtung Sieg, der dann in der 27. Runde mit einem 16:11-Erfolg auch auf das Konto des Schweizer Fußballclubs kam.
Nach einer 2:0-Führung für Babos hatte sich Lausanne zurück gekämpft und auf 2:2 ausgeglichen, womit die letzte Map her musste. Auf Ancient musste somit die Entscheidung fallen, wer die zweite Meisterschaft des Jahres gewinnen wird. Lausanne hatte eigentlich den perfekten Start, da man nach erfolgreicher Messerrunde auf der CT-Seite begann und auch direkt mit 4:0 in Führung ging. Die Babos hatten aber auch nach bereits über vier Stunden Counter-Strike noch genug Energie im Tank, um sich auf einen knappen 7:8-Rückstand zur Pause zu kämpfen. Nach dem Seitenwechsel blieb Lausanne dank gewonnener Pistolenrunde in Führung. Beim Stand von 10:12 drehten die Babos-Spieler reezk sowie 1vanG ordentlich auf und gewannen die nächsten beiden Runden durch Triple-Kills für Babos. Mit dem Ausgleich zum 12:12 in der Tasche holte man dann auch noch die nächsten vier Runden und gewann damit Ancient mit 16:12 und das Best-of-Five-Finale mit 3:2.
Mit dem Sieg der ESL Swiss National Championship sichert sich Babos Gaming einerseits 5.000 Schweizer Franken, aber auch einen Platz in der ESL Pro League Conference Season 17. Dort spielen insgesamt 16 Teams Ende Februar auf Malta um insgesamt sechs Plätze in der Gruppenphase der ESL Pro League Season 17. Für die Conference Stage sind bereits Teams wie Movistar Riders, Imperial Esports und sogar die Major-Champions Outsiders gesetzt.
Scheduling-Drama vor dem Finale
Nationale Meisterschaften der ESL scheinen egal in welchem Land sie stattfinden, eine Gemeinsamkeit zu haben: Beim Scheduling passieren die wohl vorhersagbarsten Fehler. Während es bei der ESL Meisterschaft darauf hinauslief, dass drei Best-of-Threes an einem Tag keine gute Idee sind und die letzte Partie der Online-Finals zwischen den ONYX Talents und Sprout um 23:45 Uhr starten musste, so übersah man bei ESL Swiss gleich den gesamten zweiten Advent.
Ursprünglich war nämlich angedacht, das Finale am Sonntag den 4. Dezember auszutragen. Da aber an dem Sonntag eben auch der zweite Advent ist, entschied man das Finale auf Samstag vorzuziehen, damit alle Mitglieder der Produktion, sowie andere Mitarbeiter, aber auch die Spieler an dem Tag frei haben. Die Verschiebung wurde den Teams etwa anderthalb Wochen vorher mitgeteilt, worauf LS Esport erklärte, dass man dann kein vollständiges Lineup stellen kann. Grund dafür war, dass S3NSEY an dem Samstag aus privaten Gründen nicht zur Verfügung stand, Standin EXR1G aktuell auf Bali die Counter-Strike Weltmeisterschaft spielt und CousCous eine CS-Auszeit nimmt und nicht mehr aktiv ist.
Mit der Aussicht eines spannungsraubenden Forfeit-Win für Babos Gaming entschied man dann seitens der ESL, dass Lausanne einen zusätzlichen Spieler an Bord holen kann, man also die eigenen Rosterregelungen außer Kraft setzt. Babos Gaming bot man die selbe Möglichkeit an, hier war man allerdings vollständig verfügbar an dem neuen Spieltermin.
Nachdem diese Ausnahmeregelung gewährt wurde gab es dann zwei Tage vor dem Finale einen Aufruf auf Twitter durch den Babos Gaming-Spieler Tim "DAVEN" Schillat, in dem er der ESL vorwarf zu Gunsten von Lausanne die eigenen Regeln zu brechen und zu biegen. Auch warf er Lausanne vor nicht mal die im regulären Lineup gemeldeten Spieler wie CousCous tatsächlich gefragt zu haben. In seinem TwitLonger geht er sogar noch weiter und wirft Lausanne vor immer wieder durch unvollständige Lineups aufgefallen zu sein. So habe man zwei Matches der Swisscom Hero League verpasst und die Chance an der ESL Pro League Conference Season 16 teilzunehmen ganz verstreichen lassen.
Auf die Vorwürfe antworte der Fußballclub dann mit einer eigenen Stellungnahme zu den Vorfällen und warf selbst wiederum der Schweizer ESL Willkür bei den Entscheidungen vor. Auch erklärte man die vielen, teilweise beleidigenden Kommentare in Richtung Lausanne, die auf den TwitLonger von DAVEN als Reaktion kamen, für inakzeptabel. In Zukunft wolle man sich überlegen, ob man weiterhin an von der ESL Swiss organisierten Turnieren teilnehmen möchte so das auf der Webseite veröffentlichte Statement.
Am Ende der ganzen Problematik spielte schließlich doch der im Lineup gemeldete Spieler CousCous für Lausanne das Finale. Die ESL Swiss hatte sich dazu entschieden die Ausnahmeregel für einen zusätzlichen Spieler wieder zurückzuziehen, da bekannt wurde, dass anders als ursprünglich von Lausanne angegeben der Standin CousCous doch zur Verfügung steht. Ursprünglich hatte Lausanne erklärt, dass kein Ersatzspieler am neuen Termin Zeit hat, den eingetragenen Spieler CousCous hatte man allerdings nicht mal gefragt. Nachdem die neuen Infos über den Ersatzspieler bei der ESL vorlagen wurde die vorherige Entscheidung wieder zurückgenommen.
Das Bracket der Playoffs:
Grafik: ESL Swiss Twitter
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