Kurz vor Beginn der ESL Meisterschaft und der 99Damage-Liga hat uns Tobias „Maku“ Krug von TT willhaben Rede und Antwort gestanden.
In der vergangenen Saison konnte sich TT willhaben für die ESL Meisterschaft qualifizieren, während man in der 99Damage-Liga im Mittelfeld der zweiten Division landete. Für die laufenden Saison hatte man sich dazu entschlossen ohne Wechsel wieder anzutreten.
1HP: Ihr habt euch dazu entschieden eine Saison länger in der Konstellation zu spielen. Wie kam es dazu?
Maku: Grundsätzliches ist es ja das Ziel jedes Teams langfristig zusammen zu spielen. Man geht immer mit der Motivation ran ein Team aufzubauen, das länger zusammenspielt. In 80% der Fälle klappt das nicht und man hat entweder interne Probleme oder die Lebenssituationen der Spieler verändern sich, wodurch ein Team auseinanderbricht. Wir hatten jetzt das Glück keine größeren Probleme innerhalb und außerhalb des Teams zu haben.
Dadurch war es für ein logischer Schritt weiterhin zusammen zu spielen. Wir hatte zwar keinen enormen Erfolg in der ersten Season bis auf den ESLM-Aufstieg, aber Misserfolg war es auch nicht. Deswegen haben wir uns gesagt, dass wir zusammenbleiben und die Offseason nutzen. Das half uns dabei ein bisschen Consistency rein zu bekommen. Auch ist es schwer innerhalb einer Season wirklich einzuschätzen ob und wie gut ein Team funktionieren kann. Es war also einfach der logische Schritt da wir zufrieden mit unserem Roster sind und bislang keine größeren Probleme hatten.
1HP: Bist du zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen im neuen Jahr?
Maku: Zufrieden ist immer schwer zu sagen. Mit dem ESLM-Aufstieg können wir auf jeden Fall zufrieden sein, da wir in dem Punkt auch über die eigene Erwartungshaltung hinausgeschossen sind. Wir hatten uns ursprünglich nur angemeldet, weil wir ein bisschen Erfahrung mitnehmen wollten und einfach schauen wollten, wie weit wir kommen. Dass wir uns dann über das Upper-Bracket direkt qualifizieren war dann ein bisschen überraschend für uns.
Die 99Liga war für uns okay, da haben wir in den letzten beiden Spielen jeweils 0:2 kassiert. Das war so ein bisschen der Dämpfer der letzten Season, weil ansonsten alles echt in Ordnung war. Die vergangene ESEA Season war grundsätzlich nicht gut, da lag bei uns aber auch nicht der Fokus drauf. Der Unterschied zwischen Nicht aus der Main absteigen und Aufstieg in die Advanced ist ein Großer. Wenn man sich anschaut, dass zum Beispiel No Limit Gaming in der letzten Season aufgestiegen ist, wäre es für uns als Team aus der zweiten Division einfach unrealistisch so ein Ziel zu verfolgen.
Jetzt in der neuen Saison haben wir bislang eigentlich nur ESEA gespielt, wo wir aktuell 5-6 stehen. Ich finde unsere Leistung da ähnlich wie letzte Season. Es ist kein großer Erfolg, man kann darüber nicht superglücklich sein, aber es ist eben auch kein Misserfolg. Ich glaube wir haben zu Beginn ein bisschen mehr erwartet.
1HP: Mit welchen Erwartungen geht ihr in die ESL Meisterschaft?
Maku: Jetzt wo statt BIG das BIG-Academy-Team antritt fällt schonmal ein richtiger Brocken weg und ein vermeintlich schwächeres Team ist nachgerückt, was unsere Aussichten natürlich verbessert.
Grundsätzlich ist unsere Erwartung aber nicht, dass wir die Playoffs erreichen. Stattdessen haben wir uns vorgenommen für die anderen Teams kein Free-Win zu sein. Heißt die anderen müssen sich zusammenreißen und ordentlich spielen, wenn sie gegen uns gewinnen wollen.
Ich denke ich könnte nicht mit einem ernsten Gesicht ankommen und sagen, dass unser Ziel ein Sieg gegen aTTaX ist., das ist für uns einfach nicht realistisch. Gleichzeitig muss man bedenken, dass die ESLM für aTTaX nicht einen so hohen Stellenwert hat wie für uns, das heißt wir werden uns mehr auf das Spiel vorbereiten als aTTaX. Daraus können wir uns vielleicht eine kleine Chance erhoffen.
Obendrauf kommt, dass in Counter-Strike auch vieles vom Aiming abhängt. Wenn wir also gutes Counter-Strike spielen und dann einen Tag erleben an dem alle individuell in Top-Form sind, können wir uns auch Chancen erhoffen.
Generell sind wir aber in der Underdog-Rolle und wollen hauptsächlich möglichst viel aus den Spielen lernen. Das ist ja auch etwas enorm Cooles an dieser Saison in der ESLM, wir haben die Chance sehr viel zu lernen, indem wir gegen teilweise richtig gute Teams spielen. Ich schau zum Beispiel regelmäßig aTTaX-Demos, weil die einfach Counter-Strike spielen das mir gefällt und ich als gut empfinde.
1HP: Welche Ziele habt ihr euch für das Jahr 2021 als Team gesetzt?
Maku: Für die ESEA-Saison hatten wir uns das Ziel gesetzt die Playoffs zu erreichen, das bedeutet normalerweise, dass man so mindestens zehn Siege auf dem Konto haben muss.
In der 99Damage-Liga haben wir uns den Aufstieg als Ziel gesetzt und in der ESLM möchten wir wie gesagt einfach gutes Counter-Strike spielen und es den anderen Teams möglichst schwer machen.
1HP: TT willhaben ist ja kein Vollzeit Team. Was machst du neben Counter-Strike?
Maku: Ich bin in aktuell im Genuss für den Staat Österreich den Zivildienst zu absolvieren. Denn in Österreich ist es noch immer so, dass wir die Wehrpflicht haben und alternativ dazu kann man eben den Zivildienst machen, womit ich aktuell beschäftigt bin.
Das sind neun Monat in denen man sich für die Gesellschaft nützlich machen soll, da gibt es verschiedene Möglichkeiten was man machen kann. Ich bin zum Beispiel bei der Landeswarnzentrale und erledige Bürotätigkeiten. Damit bin ich 43,5 Stunden die Woche beschäftigt und der Rest meiner Zeit geht für Counter-Strike drauf.
1HP: Möchtest du eines Tages Vollzeit-Profi werden?
Maku: Ich habe mir darüber schon relativ früh Gedanken gemacht, ob ich mir das als Ziel setzen möchte. Ich glaube nicht, dass darauf mein Hauptaugenmerk ruht. Ich habe früh erkannt, dass ich nicht alles auf eine Karte setzen möchte und mit allen Mittel Vollzeit-Spieler zu werden. Ich habe mir vorgenommen den kompetitiven Aspekt des Spiels zu genießen und zu versuchen möglichst viel rauszuholen aus der Zeit und Energie, die ich in das Spiel investiere. Aber Vollzeit zu spielen habe ich mir nie als Ziel gesetzt. Stattdessen denke ich, sollte eine solche Möglichkeit ergeben würden, dann kann ich meine Pläne wie Studium etc. auch noch etwas nach hinten schieben.
Aber Schule oder Studium liegen zu lassen, um eventuell Vollzeit-Profi zu werden möchte ich nicht.
1HP: Wie oft trainiert ihr als Team in der Woche?
Maku: Aktuell machen wir fünf Mal die Woche Training inklusive der Spieltage, die dann meist auf die Trainingstage fallen. Pro Tag sind das dann meistens zwischen drei und vier Stunden, wobei sonntags meistens vier bis fünf Stunden trainiert wird.
Dazu kommt dann noch das mentale Training, wo wir jede Woche circa anderthalb Stunden investieren, da geht es dann um die mentalen Aspekte des Spiels. Wir besprechen dann, wie man Probleme wie „tilt sein“ oder Konzentration verbessern. Insgesamt also circa 18 Stunden pro Woche.
1HP: Was ist dir als IGL in einem Team am wichtigsten?
Maku: Damit habe ich mich noch nie so wirklich mit beschäftigt. Was ich als größten und wichtigsten Aspekt als IGL immer gesehen habe, ist dass man ein System bauen muss. Also ein System zu konstruieren, indem dann die fünf Zahnräder ineinandergreifen und funktionieren.
Für mich war es also nie so ein Ding nach dem Motto: „Ich bin der IGL und sagen was zu tun ist“, sondern ich baue etwas auf und kann innerhalb dieses Gerüsts Strategien ansagen.
Das war für mich immer so der wichtigste Aspekt, weil ich denke, dass jeder zwar callen kann, weil er mitten in der Runde das Feeling hat was jetzt richtig ist. Aber das grundlegende Gerüst zu bauen ist denke ich das, was mehr Zeit in Anspruch nimmt und auch schwieriger ist.
1HP: Ihr habt euch Anfang Februar auch mit einem Headcoach verstärkt. Was hat berg1 bereits im Team verändert?
Maku: Erstmal haben wir ewig lange nach einem Coach gesucht. Der Mehrwert, den uns ein Coach bringen sollte, war der Blick von außen auf das Team, weil man selbst als Spieler immer ein bisschen voreingenommen ist gegenüber bestimmten Situationen. Das heißt, weil man selbst aktiv mitspielt beurteilt man bestimmte Sachen anders als jemand, der nur von außen draufschaut.
Nach dreimonatiger Suche haben wir dann endlich jemanden während der Offseason gefunden. Seine Aufgaben sind eben uns diese Sichtweise von außen aufzuzeigen und eben auch sowas wie Demoanalysen vorbereiten. Sprich, wir haben ein Match gespielt und einen Tag oder so später gibt er uns dann Feedback und zeigt Fehler auf, gibt Feedback.
1HP: Was sind deiner Meinung nach noch eure größte Stärke als Team?
Maku: Unsere Stärke ist meiner Meinung nach, dass wir relativ strukturiert spielen. Wir sind weit vom klassischen FACEIT-Daddelteam entfernt. Das ist in vielen Situation hilfreich, kann aber auch manchmal nach hinten los gehen. Es ist nämlich definitiv auch schon vorgenommen, dass ich mir nach dem Spiel gedacht habe, dass wir ein Match aufgrund unseres Spielstils verloren haben.
Grundsätzlich ist es aber so, dass wenn unser System funktioniert ist es meistens ein Segen, da es für alle Spieler eben Struktur ins Match bringt. Wir sind dadurch meistens weniger fehleranfällig, als wenn man einfach nur daddelt. Es ist auch leichter einen individuell schlechten Tag abzufangen, weil ein gutes System eben nicht nur auf das Aiming der Spieler setzt, sondern auch auf Teamplay.
1HP: Hast du bestimmte Ziele für deine CS-Karriere gesetzt?
Maku: Ich habe mir ein recht variables Ziel gesetzt. Ich habe mir vorgenommen immer zu schauen wie weit ich komm und möglichst viel mit den mir gegebenen Möglichkeiten zu erreichen. Ich setzte mir also nicht das Ziel, dass ich etwas ganz Bestimmtes erreichen will, stattdessen schaue ich einfach wohin die Reise geht und mache das Beste daraus.
In den letzten Jahren hab ich mir aber auch überlegt ob ich mir mit so einem Ziel einen Gefallen getan habe. Weil es ist um einiges schwieriger ein so unkonkretes Ziel zu verfolgen und zu merken ob ich mein Ziel erreicht habe, als es bei klaren Zielen der Fall ist. Wenn sich jemand als Ziel setzt es in die zweite Division zu schaffen, dann hat er sein Ziel mit der Relegation erreicht.
Bei meinem Ziel ist es manchmal für mich selbst schwer einzuschätzen ob ich bereits erreicht habe was ich wollte oder ob ich mehr hätte rausholen können.
Foto: TT willhaben