Gerade mal 20 Jahre alt gehört Sebastian “h3ro” Demleitner zu den erfahrenen Spielern seines Teams. Im Interview spricht er über die anstehende Saison, sich selbst und das Team.
Sebastian “h3ro” Demleitner ist seit inzwischen einem Jahr Spieler bei TT willhaben. Für die neue Saison musste sich das Team insgesamt drei neue Spieler an Bord holen: Lukas “Hydro” Brill, Keno “Krabbe” Reich und Fabian “nANO^G” Jelinek. Das Ziel des Teams ist der Wiederaufstieg in die ESEA Main und ESL Meisterschaft sowie das Erreichen der ersten 99Liga Division.
Das Interview haben wir vor dem ersten Spieltag der zweiten 99Liga-Division geführt.
1HP: Ihr habt drei neue Spieler geholt, wie läuft aktuell die Vorbereitung auf die Saison?
h3ro: Die Vorbereitung lief gut, nur das Problem ist ein bisschen, dass wir insgesamt wenig Zeit hatten. Hydro war zum Beispiel vor Kurzem im Bootcamp der esports player foundation, ein anderer war im Urlaub, was uns als Team einfach viel Zeit kostet. Da kann niemand direkt was dafür, aber es ist dann einfach schwierig, in einen richtigen Trainingsrhythmus zu kommen. Das wird sich aber auf jeden Fall legen in den nächsten Wochen. Die ESEA Intermediate startet für uns demnächst, die nehmen wir vor allem als Trainings mit und haben als Ziel den Aufstieg in die ESEA Main.
1HP: Werdet ihr zum Start der 99Liga dennoch schon in Topform sein und könnt Siege einfahren?
h3ro: Siege werden wir auf jeden Fall einfahren können, aber in Topform werden wir natürlich noch nicht sein. Das ist jetzt das dritte TT willhaben-Roster, in dem ich mitspiele und dieses Roster hat auch zweifellos das höchste Skill-Ceiling und viel Potential.
Ich habe es ja auch schon in unseren ersten Praccs gesehen, dass wir bereits auf einem guten Level sind, aber da auch noch sehr viel mehr geht. Deswegen bin ich überzeugt, dass wir die Siege mitnehmen können, aber wir uns künftig auch noch deutlich verbessern können und werden.
1HP: Wie weit ist euer Mappool bereits?
h3ro: Natürlich haben wir damit schon angefangen uns einen Mappool anzueignen. Bei uns ist es zum Glück so, dass wir keine Map gar nicht spielen wollen und sie kategorisch ausschließen. Manche Maps gefallen uns natürlich besser als andere, aber generell sind wir breit aufgestellt, was auch in den alten TTW-Rostern eine unserer Stärken war.
Jetzt ist auch unser ehemaliger Perma-Bann Train aus dem Mappool geflogen, was natürlich ein kleiner Buff für uns ist.
1HP: Wie gefällt dir denn Ancient?
h3ro: Ich selber finde die Map klasse und finde, dass die Map sehr viel taktische Tiefe haben kann. Genauso wie ich ein Fan von Vertigo war und immer noch bin, hat auch bei Ancient Valve ein gute Map geliefert. Wir werden als Team auch auf jeden Fall Ancient spielen.
1HP: Ihr wolltet nur zwei neue Spieler holen. Wart ihr von sehzas Abgang überrascht?
h3ro: Überrascht waren wir nicht wirklich. Mit Ufuk “sehza” Hosafci spiele ich jetzt schon eine ganze Weile, wir sind damals zum Beispiel auch gemeinsam in die erste Division aufgestiegen. Er war uns gegenüber von Beginn an sehr offen und hat uns schon frühzeitig mitgeteilt, dass er eben ein Angebot bekommen hat und sich das Anschauen wird.
Wir hatten auch alle gesagt beim Abschied von Arian “Ar1an” Entekhabi und Marcel “L1GHT” Botschafter, dass wir ein neues Team aufbauen werden. Wenn aber jemand ein Angebot hat, dann wird das einfach offen kommuniziert und besprochen.
Lediglich das Timing von sehzas Abschied war etwas ungünstig, da wir eigentlich als Team wieder komplett waren und beginnen konnten zu trainieren. Kurz darauf sagte er dann, dass er das Angebot annehmen wird. Zu dem Zeitpunkt dachte ich eigentlich, dass die Sache bereits vom Tisch wäre, weil es auch schon lange Zeit kein Thema mehr gewesen war zwischen uns. Statt direkt durchzustarten mussten wir dann leider nochmal nach einem Spieler suchen, haben aber auch relativ schnell einen hervorragenden Spieler gefunden.
1HP: Wie sehr hat sich die Teamchemie und auch die Stimmung im Team mit den drei neuen Spielern verändert?
h3ro: Ich selbst verfolge die Philosophie, dass auch mit einem neuen Spieler das Team sich stark verändert, da es eben nur fünf Spieler sind, die Tag für Tag miteinander spielen und arbeiten. Im traditionellen Sport sind das meistens noch viel mehr Spieler.
Bei uns ist es, denke ich so, dass wir aktuell eine sehr gute Mischung haben. Zum Beispiel habe ich, als ich angefangen habe in Teams zu spielen, das war irgendwann 2018, schon einmal mit Hydro gespielt. Ich war damals 17 und er 15 Jahre alt als wir gemeinsam die Relegation zur dritten Division gespielt haben. Wir wurden dann allerdings disqualifiziert, da Hydro und ein anderer Spieler eben zu jung waren und Hydro sein echtes Alter auf dem 99Damage-Profil stehen hatte. Da wurden wir leider von einem Team angeschwärzt und wurden ausgeschlossen. Ich kenne ihn also schon sehr lange und habe mich sehr gefreut, dass wir jetzt wieder gemeinsam spielen.
Ansonsten haben wir noch die beiden Österreicher dabei, die ihre eigene Chemie mitbringen da sich Maku und Krabbe ebenfalls schon seit einiger Zeit kennen. nANO^G hat dann als letztes Puzzleteil ebenfalls perfekt reingepasst.
1HP: Einige sagen Hydro sei einer der besten AWP-Spieler in der zweiten Div. Wie siehst du das?
h3ro: Hydro ist auf jeden Fall der individuell stärkste Spieler bei uns im Team, ich denke, das steht außer Frage. Natürlich ist es aber auch so, dass man als AWP-Spieler mit am meisten Impact haben muss, schließlich ist das die teuerste Waffe im Spiel, da ist dann auch bestimmt ordentlich Druck mit dabei. Für Hydro wird es in dieser Saison denke ich vor allem darum gehen, sich zu beweisen. Dass er den Skill hat, sieht jeder, jetzt muss er in eben auch in schwierigen Situationen zeigen. Hier hat er denke ich den Vorteil, dass wir bei TTW zum Beispiel auch eine Sportpsychologin haben, was ihm bestimmt auch weiterhelfen wird.
Dennoch ist er bereits jetzt meiner Meinung nach die beste AWP der zweiten Division und könnte mittelfristig auch zu den besten AWPs der ersten Division gehören.
1HP: Welche Chance rechnet ihr euch in der Division 2.2 aus?
h3ro: Ob die Division 2.2 schwieriger sein wird oder nicht, wird sich zeigen. Zu Beginn der Saison gibt es immer Prognosen, die dann nach der Saison teilweise gar nicht mehr in Betracht gezogen werden. Da wird dann nur noch darüber gesprochen, was tatsächlich passiert ist.
Wenn man ein bisschen in die Vergangenheit schaut, dann ist es häufig so, dass es heißt die eine Gruppe sei stärker als die andere, am Ende war es dann aber sogar häufig genau andersherum.
Ich blende meistens aus, was so vor der Saison alles erzählt wird und gehe Spiel für Spiel durch, schaue, wie gut der Gegner ist und wie gut vorbereitet wir sind. Da rechne ich mir gute Chancen aus, da wir die Erfahrung, Teamchemie und auch individuelle Klasse haben.
1HP: Letzte Saison verlief nicht so gut. Denkst du ihr könnt in der ESEA und ESLM wieder aufsteigen?
h3ro: Ich denke schon, wobei man die vergangenen Ergebnisse etwas differenziert betrachten muss. Die vergangene ESL Meisterschaft und ESEA-Saison sind für mich zwei Paar Schuhe, da sie auch zeitlich auseinanderliegen. In der ESEA-Saison, die parallel zur ESLM lief, konnten wir den Klassenerhalt schaffen, erst in der Saison danach sind wir abgestiegen.
Mit unserer Leistung in der ESL Meisterschaft war ich damals zufrieden, auch mit meiner individuellen Performance. Man darf auch nicht vergessen, dass das für alle fünf Spieler die erste Saison in der ESLM war und wir das vom Aufstieg bis zum Abstieg ohne Wechsel gemeinsam durchgezogen haben. Sowas gibt es nicht sehr oft.
Was ESEA angeht, war es so ziemlich das Gegenteil, da wir zwei Spieler dabeihatten, die bereits auf dem Weg waren, das Team zu verlassen. Daraufhin haben wir einerseits mit Stand-ins und andererseits auch einfach wirklich nicht gut gespielt. Deswegen sind wir dann auch verdient abgestiegen.
In der ESEA Intermediate können wir denke ich auf jeden Fall wieder aufsteigen und in der ESL Meisterschaft kommt es auch in bisschen auf das Qualifikationsformat drauf an.
1HP: Ihr hattet letzte Saison einen Coach an eurer Seite. Werdet ihr wieder nach einem suchen, der euch unterstützt?
h3ro: Mathias “berg1” Bergauer war damals während der ESL Meisterschaft Coach bei uns, ist jetzt aber auch schon seit Ende der ESLM nicht mehr dabei, er spielt jetzt wieder selbst. Wir sind nicht aktiv auf der Suche nach einem Coach, sind aber offen, wieder mit einem Coach zu arbeiten. Das Problem ist, dass es schwierig ist einen Coach zu finden, der einen wirklich weiterbringt.
Coaches, die wirklich gut sind, mein Paradebeispiel ist da Tobias “sha” Bengsen von den Sissi State Punks, sind in der ersten Division aktiv und halten sich auf dem Level, da sie eben wirklich gut sind. Auf dem Level darunter gibt es meistens nur Leute, die noch keine bis kaum Erfahrung als Coach gemacht haben oder ihren Teams in der Vergangenheit nicht wirklich weitergeholfen haben.
Aber wenn wir einen Coach holen, wollen wir eben keinen, der nur einmal die Woche da ist. Stattdessen wollen wir jemanden, der immer da ist und auch genauso viel Zeit ins Team investiert wie die Spieler. Er soll sich auch um Zwischenmenschliches kümmern, Ingame die Emotionen managen, eben all die Dinge, die man von einem Coach erwartet. Auf einem taktischen Level sind wir mit Maku, Krabbe und mir bereits gut aufgestellt und haben da bereits viele Ansichten und Meinungen. Zusätzlich haben wir auch Huby für Analyse, weshalb wir eher eine Art Führungsperson als Coach bräuchten statt jemanden, der sich um Taktik und so kümmert.
Maku: “In der 99Liga ist der Aufstieg unser Ziel”
Interview vom 28. Februar
1HP:
h3ro: Als ich damals zu TTW gekommen bin war ich ja nicht mehr der Ingame-Leader wie ich es zuvor bei Entropy Gaming war, weshalb ich mir damals als Ziel gesetzt habe der Spieler zu sein, der mir als IGL immer gefehlt hat. Mir hat als IGL immer jemand gefehlt, der meine Führungsrolle unterstützt und zum Beispiel während dem Training Input gibt oder auch sinnvoll kritisiert. Als IGL bekommt man in der Regel wenig Kritik, da man ja in der Rolle selbst meist derjenige ist, der andere um sich kritisiert.
Ich möchte also eine zweite Führungsposition einnehmen und damit den IGL entlasten und zum Beispiel auch zwischenmenschliche Probleme im Team klären oder eine zweite Sichtweise auf Herangehensweisen im Spiel liefern.
Auf dem Server war ich seit Beginn meiner Zeit bei TTW hauptsächlich in der Lurk-Rolle und auf der CT-Seite spiele ich oft Anchor-Positionen, wo ich mich inzwischen auch richtig wohl fühle.
1HP: Du schaust viele Demos. Worauf achtest du da am meisten?
h3ro: Grundsätzlich mache ich es immer so, dass ich mir ein Ziel setze und zum Beispiel an einer bestimmten Position arbeiten will, zum Beispiel wie ich auf Dust2 den B-Spot am besten spiele. Dann suche ich mir eben eine geeignete Demo raus und achte dann eben darauf, wie der Spieler Granaten wirft, in welchem Timing er sie wirft und wie er auf bestimmte Situationen reagiert und mit seinen Teammates interagiert.
Das wichtigste ist aber sich selbst ein Ziel zu setzen, an dem man arbeiten will und das dann beim Schauen der Demo auch zu verfolgen.
1HP: Wie sieht dein Trainingsplan abseits von deinen Demo-Sessions aus?
h3ro: In Counter-Strike ist es wichtig, genauso wie auch beim Training im Gym, dass man die Übungen abwechselt damit man auch konstanten Fortschritt sieht. Wenn man jeden Tag nur Deathmatch spielt und sonst nichts, hat man nicht die gleichen Fortschritte, wie jemand der auch mal verschiede Trainingsmaps nutzt und einfach ein bisschen abwechselt und verschiedene Skills trainiert. Für mich ist es also vor allem wichtig, dass man das Training variiert und nicht immer nur das Gleiche macht, man aber dennoch bestimmte Go-Tos hat. Aktuell arbeite ich zum Beispiel viel mit der CS:GO Hub-Map, die ziemlich cool ist und verschiedene Modi mit sich bringt.
1HP: Euch steht bei TTW zum Beispiel eine Sportpsychologin zur Verfügung. Inwiefern hilft sie euch als Team?
h3ro: Bei unserer Sportpsychologin ist es so, dass wir in der Vergangenheit vor allem viel am Lifestyle gearbeitet und optimiert haben. Wir haben dann darauf geachtet, dass man genug schläft, genug und richtig isst und auch mal einen physischen Ausgleich hat zum spielen.
Ich hatte zu Beginn meiner Zeit bei TTW auch einige Solo-Sessions, was mir geholfen hat meinen Alltag besser abzustimmen. Ich hatte damals Vollzeit gespielt und dazu noch einen Nebenjob, was für mich dann hin und wieder schwierig war das Ganze in die richtige Balance zu bringen. Ich bin jemand, der viel und hart arbeitet und sich auch selbst teilweise keine Pause gönnt. Da hat mir die Sportpsychologin eben sehr geholfen.
Das ist auch etwas, das TT willhaben als Organisation für mich ganz besonders macht, da man sowas so gut wie nirgendwo sonst bekommt.
1HP: Wie kam es dazu, dass du in der Analyseecke der 99Liga dabei warst?
h3ro: Das war tatsächlich reiner Zufall. Michael “MiPu” Puttler hat mir auf Discord geschrieben, ob ich Lust hätte das mal zu machen. Damals war es noch geplant, dass das alles offline in Berlin stattfinden soll. Ich habe mich natürlich über die Möglichkeit gefreut und gesagt, dass ich das gerne mache. Ich hatte auch zur IEM Cologne nochmal eine Einladung für die Analyseecke, aber ich hatte dann leider private Schwierigkeiten, weshalb das dann nicht funktioniert hat.
1HP: Ist es schwieriger selbst zu spielen oder live andere Teams zu analysieren?
h3ro: Für mich ist das Spielen doch nochmal schwieriger, wobei das wahrscheinlich von Person zu Person anders ist. Ich hatte noch nie Probleme damit vor Publikum zu sprechen und allein das ist ja selbstverständlich. Es war natürlich dennoch anstrengend, wir saßen da an dem Samstag acht bis neun Stunden in dem virtuellen Green Room, haben alle Spiele geschaut und uns darüber unterhalten. Dann muss man sich Notizen und Gedanken machen, die Segmente vorbereiten und dann auch durchziehen. Es ist anstrengend, aber eine andere Art der Anstrengung als beim Spielen, wo man in jeder Situation vollen Fokus haben muss. Spaß macht mir aber beides.
1HP: Du bist nicht nur Counter-Strike-Spieler. Was machst du abseits des Servers?
h3ro: Wenn ich gerade mal nicht Counter-Strike spiele, dann gehe ich viel ins Fitnessstudio. Zu Beginn wollte ich vor allem meine Performance damit verbessern, aber inzwischen ist das ein eigenständiges Hobby von mir geworden.
Ansonsten lese ich gerne und bin viel unterwegs, wofür ich mir jetzt auch ein Auto gekauft habe. Beruflich mache ich nebenbei viele Dinge im Bereich „Digital Marketing“, um mir ein zweites Standbein aufzubauen. Zum Wintersemester werde ich jetzt außerdem anfangen BWL zu studieren. Ich gehe nicht davon aus, dass ich im Counter-Strike spiele bis ich 30 Jahre alt bin und in dem Bereich mal zu arbeiten kann ich mir gut vorstellen.